Bei der Steckrübe ist es wie bei vielen Kulturen: Im Anbau befinden sich nur einige wenige bewährte Sorten. Von Vielfalt keine Spur. Das ist auch im Biolandbau so und umso mehr bei Nischenkulturen. Wie gut, dass sich Züchtungsinitiativen wie Kultursaat e.V. aktiv darum bemühen, neue Sorten zu entwickeln, die auch zu den Ansprüchen des biologischen Erwerbsanbaus passen. Bisher fehlte es an einer rotköpfigen Steckrübe aus Bio-Züchtung. Also machte sich Peter Barthel daran, Steckrübensorten aus verschiedenen Ländern wie Tschechien, Finnland und Schottland zu sammeln. All diese Sorten wurden dann in einem Parzellenversuch nebeneinander angebaut und miteinander verglichen. Die tschechische Sorte Dumlik war es, die geschmacklich sehr positiv herausstach.
Damit startete Kultursaat-Züchter Sebastian Vornhecke seine züchterische Arbeit an diesem Gemüse. Zehn Jahre lang kultivierte und selektierte er diese dann fortlaufend unter biodynamischen Bedingungen im kleinen thüringischen Örtchen Vatterode. Ganz wichtig war es dem Züchter, eine einheitliche Rotfärbung der Rüben zu erhalten. Das erreichte er, indem er immer wieder die schönsten Rüben auswählte, um ausschließlich mit ihnen Saatgut für die nächste Generation zu gewinnen. In jeder Generation wurden sämtliche Steckrüben probiert und erst nach bestandenem Geschmackstest wieder ausgepflanzt, sodass nur die leckersten Blüten trieben und daraus Samen für die nächste Generation bilden konnten.

Die neue Sorte ist bereits im Anbau
So kam am Ende die Steckrübe Hedwig heraus: mittelgroß, rotköpfig, mit gelber Fleischfarbe und einem sehr angenehm nussigen Geschmack. Sogar roh schmeckt sie ausgezeichnet. Seit der Anbausaison 2024 wird sie unter anderem von Familie Schoof, vom Betrieb Nordseeküstengenuss, in Hedwigenkoog an der norddeutschen Küste angebaut, was ihr darum auch ihren sympathischen Namen einbrachte: Hedwig. Weil die Züchtung von Anfang an unter biodynamischen Bedingungen und unter Verwendung klassischer Züchtungsmethoden stattfand, ist sie „Bio von Anfang“ an und dadurch Demeter-zertifiziert und bioverita-anerkannt.
An der Biofach, Mitte Februar in Nürnberg, präsentierten Sebastian Vornhecke und Susanne Schoof die Neuzüchtung und ließen Messe-Besucherinnen und ‑Besucher probieren. Viele waren überrascht, wie knackig und zart die Steckrübe aus Bio-Züchtung schmeckt. Susanne Schoof weiß, dass der Steckrübe das schlechte Image als Gemüse aus entbehrungsreichen Zeiten noch anhängt. Aber das ändere sich zum Glück jetzt langsam. Auch in Kindergärten werde das regionale Gemüse wieder gekocht und erfreue sich bei Kindern einer großen Beliebtheit.
Wir freuen uns sehr, dass Bio-Großhändler Terra Naturkost in Berlin die Rübe in den nächsten Monaten im Sortiment haben wird.
