Neuer Auftritt – gleiche Botschaft: Bio von Anfang an – ganz ohne Gentechnik
Auf das Thema Bio-Züchtung aufmerksam zu machen, hat nicht an Aktualität und Dringlichkeit verloren. Die Entscheidungen auf EU-Ebene zur Deregulierung der neuen Gentechnik stehen weiterhin aus. Das erzeugt Unsicherheiten für die Bio-Branche, denn sie will auch in Zukunft eine gentechnikfreie Lebensmittelproduktion garantieren. Damit das so bleiben kann, ist die Entwicklung und Verbreitung von Sorten aus Bio-Züchtung essentiell. Aber noch immer ist der Anteil von Sorten aus der Bio-Züchtung im Anbau sehr gering.
Um gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Gentechnik zu setzen, präsentierte sich bioverita in diesem Jahr auf der Biofach gemeinsam mit dem Dachverband Ökologische Pflanzenzüchtung in Deutschland e.V., Kultursaat e.V. und der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ). Nach den Sonderausstellungen 2018/19, organisierte bioverita bereits zum fünften Mal den Treffpunkt Öko-Züchtung. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) war der Stand in diesem Jahr in Halle 9 gegenüber vom BÖLW positioniert.

Vorträge und Geschmackserlebnisse
Anhand von sieben Kurzvorträgen konnten sich Interessierte am Stand mit Expert:innen zum Thema Gentechnikderegulierung austauschen und mehr über die Bio-Züchtung von Pflanzen und Tieren erfahren. Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Gaby Mergardt (Uni Kassel, Ökologische Agrarwissenschaften) zu Qualitätsuntersuchungen an verschiedenen Möhrensorten. In ihrem Forschungsprojekt konnte sie zeigen, dass mehrere Sorten aus der Bio-Züchtung bei sensorischen Tests und Kupferchlorid-Kistallisationsbildern positiv hervorstachen.
Um die Qualitäten sinnlich erfahrbar zu machen, konnten die Besucher:innen am Stand zwei Möhrensorten im direkten Vergleich probieren. Kultursaat-Züchter Sebastian Vornhecke nutzte die Gelegenheit, seine neu gezüchtete und kürzlich bioverita-zertifizierte Steckrübe Hedwig probieren zu lassen. Apfelzüchterin Inde Sattler lud dazu ein, eine vielversprechende Apfel-Zuchtlinie des Vereins Apfel:gut e.V. zu kosten. Nicht nur geschmacklich, sondern auch größenmäßig erfüllt diese Zuchtlinie bereits weitgehend die hohen Marktanforderungen und zeigt das Potenzial, eine echte Alternative für den Bio-Anbau zu werden.

Eine warme Insel im Messetrubel
Am Tresen deckten sich viele Interessierte mit Informationsmaterialien der verschiedenen Züchtungsinitiativen und Saatguthändler ein und kamen ins Gespräch mit Züchter:innen. Auch auf der Fläche konnten sie sich darüber informieren, was „Bio von Anfang an“ bedeutet. Saatgut und Gemüsepflanzen durften bestaunt, angefasst und beschnuppert werden. Viele Besucher:innen waren fasziniert davon, Möhre, Zwiebel, Steckrübe und Rote Bete einmal ganz anders zu sehen – nämlich als Pflanzen, die zur Blüte treiben, um Samen zu bilden. Wie sich „Bio von Anfang an“ entlang der gesamten Wertschöpfungskette erkennen lässt, zeigten Produkte wie Saatguttüten, gekennzeichnetes Gemüse, Mehltüten und ein Brot der Biobäckerei Berger in Reutlingen.
Trotz der kleineren Fläche in diesem Jahr, zog der Stand viele Besucher:innen mit seiner natürlichen und warmen Optik an. Vielen bereits Aktiven bot er ein Forum zum vertiefenden Austausch und Entwickeln neuer Ideen. Mit diesem Gemeinschaftsstand konnte genau das umgesetzt werden, was in der aktuellen Situation nötig ist: Ein geschlossener Auftritt nach außen mit einem starken Zeichen für die Bio-Züchtung sowie ein beflügelnder Austausch innerhalb der verschiedenen Initiativen.

Fotos: Michael Buß