Vom 19. – 24. September 2022 waren wir zusammen mit bioverita-Mitglied und Marktpartner Naturkost Schramm sowie weiteren Marktpartnern aus Deutschland in Spanien unterwegs.
Das Ziel war, zwischen Malaga und Alicante verschiedene Bio-ProduzentInnen zu besuchen. Einer davon war Naturcharc, geführt von den Brüdern José, Javier und Manuel Giménez.
Maßnahmen für einen nachhaltigen Anbau
Der Betrieb liegt in der Region von Almeria am Rande eines Nationalparks und umfasst rund 300ha, davon 70ha Gewächshaus. Die Hauptkulturen im Gewächshaus sind Gurken, Paprika, Zucchini, Auberginen und Tomaten. Im Freiland Wirsing, Brokkoli, Zwiebel, Spitzkohl und Melonen.
Die Gebrüder Giménez bewirtschaften die Firma bereits in der dritten Familiengeneration und haben 2001 auf Bio umgestellt. Eine Besonderheit ist die eigene Kompostproduktion sowie die vielen Regenauffangbecken, die auf der gesamten Fläche verteilt sind. Die Produktion der Kulturen benötigt viel Wasser, das teilweise nur schwierig und teuer zu beschaffen ist.
Sorte aus Bio-Züchtung im Testanbau
Die Brüder sind sehr motiviert, sich für die qualitative Weiterentwicklung des Biolandbaus einzusetzen. Deshalb bauen sie seit einem Jahr auch versuchsweise auf rund 0,5ha die neue Zucchinisorte Inizia an, die aus dem Züchtungsproramm der Sativa Rheinau AG stammt. Die Sorte wird Ende Oktober 2022 gepflanzt, um dann ab ca. Ende Januar 2023 geerntet und ab diesem Zeitpunkt über die bioverita-Marktpartner Naturkost Schramm, Bodan, Rinklin, Grell, Terra, Naturkost Elkershausen und weiteren auf den deutschen Markt gebracht zu werden.
Die Zucchini Inizia steht im Anbau in Konkurrenz mit den gängigen Hybridsorten aus den konventionellen Züchtungsprogrammen, die parallel bei Naturcharc angebaut werden. Weil die Sorten aus den Bio-Züchtungsprogrammen in der Regel eine geringere Ertragsleistung haben sowie auch weniger homogen sind, müssen die Sorten aus Bio-Züchtung mit anderen Eigenschaften punkten, wie hohe Resistenz gegen Pilzkrankheiten, guter Umgang mit den geänderten Wetter- und Klimabedingungen, guter Geschmack etc.
Die Herausforderungen am Markt
Die Zielsetzung eines solchen Versuchsanbaus ist es, dass Züchtung, Anbau und Vermarktung gemeinsame Erfahrungen sammeln, um zu sehen, ob die Sorte sich nachhaltig am Markt etablieren kann. Dabei ist das gegenseitige Verständnis entlang der gesamten Wertschöpfungskette (von der Züchtung bis zu den Konsument:innen) essentiell. Zudem müssen die Produzent:innen von Anfang an intensiv beraten und begleitet werden.
Die Produzent:innen werden nur nachhaltig motiviert sein mitzumachen, wenn sie für den Minderertrag keinen zu großen finanziellen Nachteil haben, respektive einen entsprechenden Ausgleich erhalten. Der Preisausgleich für die Produzent:innen darf gleichzeitig nicht dazu führen, dass die Sorten aus Bio-Züchtung am Verkaufspunkt deutlich teurer sind als die Hybridsorten. Denn dann werden sie letztendlich von den Konsument:innen nicht, oder nur wenig, gekauft.
Journalistin Karin Heinze von BiO Reporter International hat die gesamte Reise dokumentiert und in ihrem ausführlichen Bericht auch viele Stimmen der Mitreisenden eingefangen.