Nein zur Deregulierung der Neuen Gentechniken

Aktuell März 2025:

Das Thema Deregulierung der „neuen Gentechnik“ begleitet uns weiterhin. Es ist noch nichts entschieden, daher bleibt es wichtig, für unsere Forderungen einzutreten. Nur so haben wir zukünftig weiterhin die Wahl , gentechnikfrei zu wirtschaften und Lebensmittel zu erzeugen und gentechnikfrei zu essen.

Die Aufzeichnung des Online-Seminars von Demeter und der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.) vom 25.11.2024 bietet eine gute Möglichkeit, in überschaubarer Zeit die wichtigsten Informationen und Grundlagen zur Stärkung der eigenen Argumentation zu bekommen: Annemarie Volling von der AbL gibt darin in verständlicher Form einen guten Überblick über die bisherigen gentechnischen Methoden und deren Einsatz in der Landwirtschaft. Sie erläutert das Wichtigste zu den neuen gentechnischen Verfahren, legt dar, was im Falle einer Deregulierung zu erwarten wäre und was wir fordern sollten, um weiterhin gentechnikfrei arbeiten und essen zu können. Im Anschluss daran schildert Lea Schuler von Demeter wie der Verband sich in Presse-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für die weitergehende Regulierung engagiert.

Befürworter:innen der neuen gentechnischen Verfahren behaupten, dass diese mit klassischer Züchtung gleichzusetzten sind. Ein breiter Kreis von Expert:innen ist sich aber einig, dass dies eine verfehlte Sichtweise ist. Sie fordern fortlaufende Untersuchungen zu den damit einhergehenden Umweltrisiken, wie z.B. die Schädigung der Insektenfauna und eventuelle Verdrängungseffekte auf ortstypische Pflanzenarten. Erst wenn alle negativen Auswirkungen ausgeschlossen werden könnten, dürfte über eine weitreichendere Zulassung als bisher überhaupt nachgedacht werden.

Würden gentechnisch bearbeitete Pflanzen hierzulande angebaut, dann wäre die Verbreitung deren Erbguts nicht mehr aufzuhalten und eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft bald nicht mehr möglich. In der Praxis wurde die Gentechnik bei Pflanzen bisher hauptsächlich verwendet, um Herbizidresistenzen zu etablieren, um damit die Nutzung von Totalherbiziden ausweiten zu können. Zugleich geht mit der Anwendung gentechnischer Zuchtmethoden ein Voranschreiten der Patentierung von Pflanzen oder deren Eigenschaften einher und schränkt somit den freien Zugang zu Saatgut und Sorten immer weiter ein.

Schauen oder hören Sie sich das Video von Demeter und der AbL am besten selbst an und teilen Sie Ihr daraus gewonnenes Wissen mit Ihren Kolleg:innen und Kund:innen: 

Aufzeichnung Onlineseminar: Gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung

Aktuell Februar 2024:

Ein lesenswerter Beitrag von Annemarie Volling fasst den aktuellen Stand und die Haltung der verschiedenen politischen Lager zusammen (Quelle Bauernstimme, Ausgabe 3/2024).

Am 7. Februar 24 hat die Europäische Kommission für die Deregulierung der Neuen Gentechniken (NGT) gestimmt. Demnach sollen zukünftig gentechnisch veränderte Pflanzen unangemeldet und ungeprüft angebaut werden. Das bisher geltende Vorsorgeprinzip und die Risikoprüfung wären damit ausgehebelt. Der Vorschlag ging allerdings nur mit Änderungsanträgen durch. Dazu gehört, dass es auf allen Stufen eine Kennzeichnung geben soll, vom Saatgut über die Pflanzen bis hin zu verarbeiteten Produkten. Der finale Schritt, die Zustimmung des EU-Ministerrats, steht noch aus und gilt – zum Glück – derzeit als unwahrscheinlich. Dennoch ist die Gefahr nicht gebannt. Der gentechnikfreie Anbau, wie ihn die Biolandwirtschaft betreibt, könnte in naher Zukunft unmöglich gemacht werden. Die biologischen Züchter:innen in Europa wären davon in besonderem Maße betroffen, weil der Zugang zu Züchtungsmaterial, das sicher frei von gentechnischer Veränderung ist, stark eingeschränkt würde.

Im Rahmen des Biofach-Kongresses fand am 15.2.24 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Folgenabschätzung von neuen genomischen Techniken für die Biobranche“ statt. Hier finden Sie eine halbstündige Zusammenfassung mit wichtigen Beiträgen zum Thema:

Film: Karin Heinze

Aktuell November 2023:

139 Verbände gegen Gentech-Deregulierung
In einer Breite, die es schon lange nicht mehr gab, appellieren fast alle namhaften Umwelt-, Naturschutz- Verbraucher-, Bio- und Entwicklungsorganisationen Deutschlands an die Bundesregierung und EU-Abgeordneten, der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Deregulierung neuer Gentechnik-Verfahren eine klare Abfuhr zu erteilen. Der aktuelle Gesetzesvorschlag sei abzulehnen, Kennzeichnung, Risikoprüfung und Rückholbarkeit seien unverzichtbar, die Patentierung von Saatgut dürfe nicht das Ergebnis sein.

Beteiligen Sie sich an dem Protest: Schreiben Sie hier an Ihre Europaabgeordneten. (Weiterleitung auf die Website von Save our seeds). Hier das Positionspapier der Verbände.

Neue Gentechniken in der Züchtung? Nicht mit uns!

Wenn es nach den Plänen der EU-Kommission geht, könnten unsere Lebensmittel bald genmanipulierte Inhaltsstoffe enthalten. Anfang Juli 23 hat die Kommissarin für Gesundheit einen Vorschlag für die neue Gentechnik-Verordnung vorgelegt. Demnach sollen zukünftig Pflanzen, an denen bis zu 20 genetische Veränderungen mit den „neuen genomischen Techniken“ (NGT) vorgenommen wurden und in die „nur“ arteigenes Genmaterial eingebaut wurde, gleichgestellt werden mit Pflanzen aus herkömmlicher Züchtung. Damit entfiele die Anmeldepflicht, die behördliche Risikoprüfung und die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel, die aus ihnen entstehen. Das bisher geltende Vorsorgeprinzip wäre so ausgehebelt. Die neue Verordnung müssten alle Mitgliedsstaaten umsetzen ohne die Möglichkeit von Modifizierungen in den einzelnen Ländern.

Wir lehnen die vorgeschlagenen Regelungen ab, da gentechnische Eingriffe erhebliche Nebenwirkungen und Risiken für die behandelten Pflanzen und deren Umwelt bergen. Diese unerwünschten Nebenwirkungen können die natürlichen Wechselwirkungen der Pflanzen mit der Umwelt extrem beeinflussen – mit unabsehbaren Folgen. Mit den Neuregelungen geriete insbesondere die Biolandwirtschaft in große Schwierigkeiten, weil es jederzeit zur unkontrollierten Bestäubung mit Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen kommen kann – die Nachweispflicht für die Verunreinigung aber allein bei den Biolandwirt:innen läge. Die Bio-Züchtung wäre in ihren Möglichkeiten zukünftig deutlich eingeschränkt hinsichtlich der genetischen Ressourcen, weil konventionelle Sorten wegen fehlender Transparenz nicht mehr für die Einkreuzung von Eigenschaften verwendet werden könnten. Nicht zuletzt ist eine Flut an Patenten auf Neuzüchtungen zu erwarten, die mithilfe von NGT entstanden sind. Die genetischen Ressourcen unserer Lebensmittel würden noch mehr als heute zum Eigentum Weniger.

„Die vorgeschlagene Deregulierung muss gestoppt werden, denn sie gefährdet genau jene Ansätze von Züchtung, Saatguterzeugung und Landwirtschaft in ihrer Existenz, die wir zur Lösung der Biodiversitäts- und Klimakrisen dringend benötigen.“ Gebhard Rossmanith, ehem. Vorstand der Bingenheimer Saatgut AG

Texte, die nähere Informationen zum Thema bieten und gleichzeitig die Bedeutung biologischer Anbausysteme hervorheben, zu denen auch die Bio-Züchtung gehört:

Maria R. Finckh, Der Denkfehler der Gentechnik, Kritischer Agrarbericht 2023
https://www.abl-ev.de/apendix/news/details/der-denkfehler-der-gentechnik

Benedikt Haerlin, Kleine Ursache – große Wirkung, Website Save our Seeds
https://www.saveourseeds.org/fileadmin/files/SOS/Kleine_Ursache.pdf

94 Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Tier- und Naturschutz, Entwicklungspolitik, Kirchen, Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Züchtung, Lebensmittelwirtschaft und Imkerei sowie Jugendorganisationen haben 2021 bereits das gemeinsame Positionspapier „Gentechnik auch in Zukunft strikt regulieren“ veröffentlicht.

Stellungnahme von Entwicklungsministerin Svenja Schulze (5.7.2023): https://www.evangelisch.de/inhalte/218210/05-07-2023/entwicklungsministerin-gentechnik-keine-hilfe-gegen-welthunger

Annette Bruhns, „Kampf hat gerade erst begonnen“: Gegner warnen vor Gentechnik-Plänen der EU-Kommission in Frankfurter Rundschau 7.7.23: https://www.fr.de/wirtschaft/deregulierung-tbl-neue-gentechnik-eu-entscheidung-landwirtschaft-verbraucherschutz-kritik-zr-92380947.html

Die Zeitschrift Schrot&Korn hat die geplanten Änderungen zusammengefasst und umfassend kommentiert: https://schrotundkorn.de/essen/gruene-gentechnik-wahlfreiheit-vor-dem-ende

Hier lesen Sie eine Vielzahl von Branchenmeinungen zum Thema:
https://schrotundkorn.de/essen/gruene-gentechnik-reaktionen-und-meinungen

So können Sie selbst aktiv werden:

Schreiben Sie Ihrem Bundestagsabgeordneten eine Nachricht. Hier können Sie die Kontaktdaten der Abgeordneten Ihers Wahlkreises recherchieren.

Außerdem gibt es zwei Postkarten-Aktionen:

Diese Postkarte können Sie digital oder per Post Bundeskanzler Olaf Scholz schreiben:
Emailadresse: internetpost@bpa.bund.de

Diese Postkarte richtet sich an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir:
https://www.abl-ev.de/initiativen/postkarte-fuer-gentechnikfreiheit

Erzählen Sie es weiter!

Informationsquellen zum Thema Gentechnik