Am 23. April 2021 fand die Jahresversammlung von bioverita statt. Gastgeber war diesmal Apfelzüchter Niklaus Bolliger, der seit einigen Jahren mit dem Verein Poma Culta (Gemeinnütziger Verein zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet des biologisch-dynamischen Obstbaus) bioverita-Mitglied ist.
Die Tagung konnte coronakonform in einem großen Saal auf seinem Hof im schweizerischen Hessigkofen sowie unter freiem Himmel durchgeführt werden. Aufgrund des kalten Frühjahrs ließ die Apfelblüte noch auf sich warten. Dennoch wurden die angereisten Teilnehmer*innen mit bestem Wetter belohnt.
Apfelzüchtung in Hessigkofen
Als Einstieg führte Bolliger die Teilnehmer durch seinen Apfel-Zuchtgarten. Er erläuterte die Grundlagen seiner Züchtungstätigkeit sowie die Ziele seiner Arbeit: leckere Apfelsorten, die sich gut lagern lassen, zuverlässige Erträge liefern und an die
Bedingungen im Bio-Anbau angepasst sind, d. h. ohne den Einsatz von Pestiziden wachsen. Erfreulicherweise soll dieses Jahr, nach etwa 20 Jahren Vorarbeit, ein Anbau- und Vermarktungsprojekt einer ersten Sorte aus seiner Züchtung starten.
Pflanzenzüchtung 2040
Anschließend hielt Prof. Dr. Knut Schmidtke, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), einen Vortrag per Videoschalte zum Thema „Perspektive 2040: Pflanzenzüchtung, Saat- und Pflanzgutbereitstellung für den biologischen Landbau“. Er schilderte, dass die von der EU angestrebte Steigerung der Bio-Anbaufläche von derzeit 10 auf 25 % bis zum Jahr 2030 sehr ambitioniert sei, auch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Sorten aus biologischer Züchtung. Um das Ziel zu erreichen, müsse es zukünftig mehr Bio-Züchtungsunternehmen geben.
Bisher, so die Studien von Monika Messmer (FiBL), liege der Anteil dieser Sorten noch unter 10 % im Biolandbau. Die Bio-Verbraucher*innen erwarteten jedoch, dass in der Bio-Landwirtschaft Sorten aus der Bio-Züchtung verwendet werden. Grundlegend für die Weiterentwicklung sei die Kommunikation hinsichtlich der Identität der Bio-Lebensmittel gegenüber den Verbraucher*innen sowie die Integrität im Umgang mit Pflanzen in der Bio-Züchtung und der gesamten Bio-Landwirtschaft.
Statuarischer Teil
Zu Beginn des statuarischen Teils der Versammlung verlas Vereinspräsident Amadeus Zschunke den Jahresbericht zu den Aktivitäten im Jahr 2020. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums führte bioverita-Mitarbeiterin Justine Lipke anschließend ein Interview mit den Vereinsgründern Amadeus Zschunke und Markus Johann, um den
Versammelten einen Rückblick auf die Gründung und Entwicklung des Vereins zu ermöglichen. Im Anschluss präsentierte Geschäftsleiter Markus Johann Erträge und Aufwände im Rahmen des Abschlussberichts für 2020 und gab dann einen Überblick auf das Budget für das laufende Jahr.
Neues Vorstandsmitglied
Christian Butscher, fast seit der Vereinsgründung bei bioverita im Vorstand, hatte im Vorfeld der Versammlung angekündigt, seinen Posten niederzulegen, da er als Vorstand bei Bio Suisse ausgeschieden ist. An seine Stelle soll Claudio Gregori treten, um den Verband im Vorstand von bioverita vertreten.
Gregori ist seit 2014 Vorstandsmitglied bei Bio Suisse und dort neuer Ressortleiter für Qualität. Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person wurde Claudio Gregori zum neuen Vorstandsmitglied gewählt. Amadeus Zschunke wurde einstimmig als Präsident bestätigt.
Vision und Mission von bioverita
Anschließend informierte Amadeus Zschunke über Vision, Mission und Zielsetzungen von bioverita, die in den vorangegangenen Monaten detailliert erarbeitet worden waren. Vision und Mission ergeben die Leitlinien für alle Tätigkeiten des Vereins und sind auf der bioverita-Website abrufbar. Markus Johann fuhr fort mit einem Ausblick auf die Aktivitäten im Jubiläumsjahr von bioverita.
Unter anderem ist für Juli 2021 eine Italienreise für Marktpartner*innen geplant. Die Durchführung hängt allerdings von den Coronabestimmungen ab. Ferner soll am 12. November eine Züchtungstagung in Rheinau stattfinden. Für die Biofach 2022 ist, wenn möglich, wieder ein physischer Auftritt geplant.
Ein inspirierendes Treffen
Wir hoffen, dass die erfolgreich abgehaltene Jahresversammlung, auch wenn sie unter eingeschränkten Bedingungen stattfand, ein erster positiver Schritt in diese Richtung war. Das Treffen hat, ebenso wie die
anschließende Apfelverkostung, daran erinnert, wie inspirierend diese Art von Zusammenkünften für alle Beteiligten sind. Unser Dank geht an Familie Bolliger und alle Teilnehmer.
Fotos: 1-4, 7: bioverita, 5: Bio Grischun, 6: pixabay