Die Züchter-Fortbildung von Kultursaat e.V.
Dieses Jahr feiert Kultursaat sein 30-jähriges Jubiläum. Bereits seit 2009 bietet der Verein eine zweijährige, berufsbegleitende Fortbildung an, die Interessierten Einblick in die biodynamische Pflanzenzüchtung vermittelt und eine Grundlage für eigene Züchtungsprojekte legen kann. Rund 240 Unterrichtsstunden finden im Rahmen von 12 dreitägigen Seminaren statt, in denen sowohl theoretische Inhalte als auch praktische Übungen bearbeitet werden. „Wir haben kein starres Konzept, sondern richten die Fortbildung danach aus, was die Teilnehmenden mitbringen und was sie brauchen“, berichtet Seminarleiter Thomas Heinze.
Er selbst war jahrzehntelang als Züchter tätig und begleitet die Kurse von Anfang an. Aktuell teilt er sich die Seminarleitung mit den Züchter-Kolleginnen Sonja Lange und Johanna Fellner. Ob früher als Teilnehmerinnen oder heute in der Rolle der Leitenden – sie sind begeistert von der Dynamik der Gruppen: „Es macht unheimlich Freude, zu sehen, wie sich etwas Neues entwickelt. Ganz verschiedene Menschen finden zusammen in einer Gemeinsamkeit, weil sie etwas interessiert, weil sie forschend in die Zukunft blicken. Das schweißt zusammen“, wissen sie aus Erfahrung.
Fortbildungsinhalte
Die 10-25 Teilnehmenden einer Fortbildungsgruppe treffen sich an wechselnden Kultursaat-Standorten. Dabei lernen sie viele verschiedene Züchter:innen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen kennen. „Jeder Kultursaat-Standort hat seinen eigenen Weg, Züchtung zu praktizieren. Es gibt nicht DIE eine Methode. Das ist wichtig, damit jede und jeder später ihren bzw. seinen ganz persönlichen Weg findet“, so die Philosophie von Kultursaat. Ein Ansatz, der sich bewährt hat, denn viele der früheren Teilnehmer:innen der Fortbildung gehören inzwischen selbstverständlich zum Kultursaat-Netzwerk.
Die Inhalte der Seminare reichen von genetischen Grundlagen über Goetheanistische Pflanzenkunde bis hin zu Themen der Züchtungsforschung. Neben Kenntnissen zur Kulturpflanzenentwicklung werden Methoden zur Qualitätsbeurteilung in der biologisch-dynamischen Züchtung vermittelt und angewandt. „Dabei spielt die Beziehung zwischen Mensch und Pflanze eine zentrale Rolle“, erläutert Heinze.
Der Weg zu eigenen Züchtungsprojekten
Aber wie gelingt nach den zwei Jahren der Sprung in eigene Züchtungsprojekte? Der 1. Schritt sind meist Arbeiten im Kontext von Erhaltungszüchtung. Dabei können sich die Teilnehmenden selbst erproben und herausfinden, was sie besonders interessiert. Das Sortenarchiv von Kultursaat umfasst einige Hundert konventionell gezüchtete samenfeste Sorten, deren Saatgut alle 4-6 Jahre aufgefrischt werden muss. Dies passiert, indem eine Sorte angebaut wird und dann diejenigen Pflanzen selektiert werden, die am engsten dem Sortenbild entsprechen.
„Ordentlicher Anbau, Selektion, dann Elitesaatgut-Gewinnung – das ist ein schöner Einstieg, um sich bewusst zu werden, welche Kultur liegt mir, was passt zum Standort“, weiß Heinze. Manchmal entsteht daraus dann auch ein eigenes Züchtungsprojekt. Besuche von erfahrenen Züchterkolleg:innen in der Anfangszeit helfen dabei und geben Sicherheit.
2025 startet eine neue Fortbildung
Der nächste Fortbildungszyklus startet 2025. Interessent:innen können sich schon jetzt auf eine Warteliste setzen lassen. Dank Bezuschussung durch den Bildungsfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft müssen die Teilnehmenden keine Kurskosten zahlen. Lediglich Unterkunft, Verpflegung und Fahrtkosten sind durch die Teilnehmenden zu tragen.
Teilnahmevoraussetzung für die Fortbildung ist eine fundierte Praxis im ökologischen Gemüse- oder Ackerbau, nicht zwingend auf biodynamischer Basis. Auch eine Altersbegrenzung gibt es bewusst nicht. „Uns ist es wichtig, dass das Wissen weitergegeben wird“, schließt Heinze, und freut sich schon auf den nächsten Kurs.
Auf der Website von Kultursaat finden Interessierte weitere Informationen zur Fortbildung.
Fotos: Kultursaat e.V.