Bioland Handelsgesellschaft

Die Bioland Handelsgesellschaft mbH (BHG) mit Sitz in Esslingen ist eine gemeinsame Firma von vier überwiegend regional tätigen Bioland Erzeugergemeinschaften, dem Bioland Landesverband Baden-Württemberg sowie der Dottenfelder Bio-Saat GmbH. Sie vermarktet seit 25 Jahren biologisches Getreide- und Basissaatgut

in Baden-Württemberg und darüber hinaus. Das Sortiment bietet neben biologisch bzw. biodynamisch vermehrten Sorten viele Sorten, die aus biologischer Züchtung stammen. Die BHG ist bundesweit bei der Vermarktung dieser Sorten führend und daher ein wichtiger Marktpartner von bioverita im Getreidebereich.

Bioland-Handelsgesellschaft

Vermehrung selbst in die Hand genommen

„Anfangs war es schwierig, auf dem Markt unbehandeltes Saatgut zu bekommen“, schildert Bernd Habeck, der seit sechs Jahren Geschäftsführer der BHG ist. „Daher begann unser Team bereits in den ersten Geschäftsjahren damit, Saatgut aus biologischer Züchtung zu vermehren.“ Mit der Zeit wurde das Sortiment stetig ausgebaut

und auch die Mengen von Bioland-Saatgut, Pflanzkartoffeln und Feinsämereien sind erheblich gestiegen. Inzwischen koordinieren drei Mitarbeiter die Getreidevermehrung und Vermarktung auf rund 20 Vermehrungsbetrieben auf über 500 ha in Süddeutschland.

Bernd Habeck

Wachsendes Sortiment

Im letzten Herbst konnten die Landwirt*innen aus 20 verschiedenen Sorten Winterweizen wählen. Davon stammten 14 von der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) oder von der Forschung & Züchtung Dottenfelderhof (FZD). Zehn dieser Sorten sind bioverita-zertifiziert. Daneben waren im Herbst 2020 die Dinkelsorten Copper und Gletscher sowie der Roggen Firmament mit bioverita-Zertifizierung erhältlich.

„Für die Frühjahrsaussaat gibt es insgesamt noch deutlich weniger Auswahl aus biologischer Züchtung“, bedauert Habeck. „Hier muss noch einiges passieren.“ Im Angebot sind neben vielen konventionellen Sorten, die biologisch vermehrt wurden, die Hafersorten Talkunar von der Cultivari Getreidezüchtungsforschung in Darzau, Kaspero von der FZD sowie die bioverita-zertifizierte Maispopulation Evolino aus der Züchtung der GZPK.

Dinkel Copper

Saatguthändler mit Mission

Habeck sieht die BHG nicht einfach als regionalen Saatguthändler: „Ziel unseres Unternehmens ist die Förderung der biologischen Pflanzenzüchtung. Dies ist nicht nur in unserer Satzung verankert, sondern zeigt sich auch in unserem täglichen Tun: „Beim Weizen aus biologischer Pflanzenzüchtung erreichen wir in Baden-Württemberg einen 90%-igen Anteil. Das ist einzigartig in Deutschland.“ Dass die Förderung der Bio-Züchtung ein zentrales Anliegen der BHG ist, zeigt sich auch darin, dass die

Dottenfelder Bio-Saat GmbH seit 2017 Gesellschafterin ist. Die GmbH ist ein Unternehmen der Getreidezüchtung Peter Kunz sowie der Forschung und Züchtung Dottenfelderhof. Damit ist der enge Austausch mit der Bio-Züchtung grundlegend etabliert. „Die BHG ist nah an den laufenden Züchtungsprojekten und kann gleichzeitig die Anbauerfahrungen der Landwirt*innen direkt an die Züchter*innen zurückspiegeln“, freut sich der Geschäftsführer.

Winterweizen Wiwa auf dem Feld
Winterweizen Wiwa in der Vermehrung

Bio-Züchtung muss gefördert werden

Da die genannten Bio-Züchtungsbetriebe nicht der Saatgut-Treuhand angehören und damit keine automatischen Gebühren beim Nachbau von ihren Sorten erhalten, bittet die BHG ihre Kund*innen um einen

freiwilligen Beitrag zur Unterstützung der Züchtungsarbeit in Höhe von 2 Euro pro gelieferter Dezitonne. Damit kommen jährlich mehrere Tausend Euro zusammen, die dann an den Saatgutfonds übergeben werden.

Bio von Anfang an

Die Nachfrage nach spezifischem Saatgut für den Biolandbau wächst seit Jahren spürbar. „Während zu Beginn die meisten Kund*innen regionale Biolandwirt*innen mit kleineren Betrieben waren, sind es inzwischen häufiger auch größere Betriebe, die auf Bio umstellen und bei der BHG einkaufen“, konstatiert Habeck. Zur Kundschaft gehören neben kleinstrukturierten Landwirt*innen und Direktvermarktern auch Großkunden, die die großen Lebensmitteleinzelhändler beliefern. Der Beratungsbedarf ist nach wie vor sehr groß, weiß Habeck aus Erfahrung.

Neben den Anbauverbänden und den Erzeugergemeinschaften leistet die BHG oft die grundlegende Überzeugungsarbeit bei den Landwirt*innen, damit diese neue Sorten ausprobieren. Kein einfaches Unterfangen. Habeck ist aber überzeugt, dass die Sortenwahl für den biologisch wirtschaftenden Landwirt eine der wichtigsten Entscheidungen ist. Schließlich erfüllen die biologisch gezüchteten Sorten die spezifischen Anforderungen des ökologischen Landbaus. Sie sind die Basis für das Gesamtkonzept „Bio von Anfang an – von der Züchtung bis zum Endprodukt“.

Aussaat auf dem Feld

Fotos: Bioland Handelsgesellschaft, GZPK