Verbraucher:Innen fragen im Handel gerne einmal nach „alten Sorten“. Damit verbunden ist die Erinnerung an Apfelsorten aus der Kindheit, die keine Allergien hervorriefen, oder Gemüse aus Großmutters Garten, das besonders gut schmeckte. Im Gemüsebereich sind mit „alten Sorten“ in der Regel samenfeste, also nachbaufähige Sorten gemeint. Noch bis in die 1980er-Jahre hinein wurden hauptsächlich samenfeste Sorten bei uns angebaut.
Heute dominieren – auch im Bio-Bereich – sogenannte Hybridsorten. Sie haben die „alten Sorten“ größtenteils von den Äckern verdrängt, weil diese weniger ertragreich und gleichförmig sind. Die wenigsten Verbraucher:innen wissen, dass es auch moderne samenfeste Sorten gibt, die die positive Eigenschaften „von früher“ in sich tragen wie guter Geschmack, gute Verträglichkeit und eine hohe Nahrungsqualität.

Was macht samenfeste Sorten aus?
Samenfeste Sorten werden ohne gentechnische Eingriffe durch klassische Kreuzung und Selektion über mehrere Generationen gezüchtet. Die Nachkommen dieser Sorten sind fruchtbar und behalten die Sortenmerkmale – anders als bei den Hybridsorten – auch in den folgenden Generationen. Gleichzeitig können die neuen Sorten eher die heutigen Ansprüche von Anbau und Handel erfüllen.
Dabei geht es um Kriterien wie Keimfähigkeit, hohe Anpassungsfähigkeit an die Klimaveränderungen, Wachstumsgeschwindigkeit, Aussehen, gleichmäßige Abreife, maschinelle Beerntbarkeit oder Lagerfähigkeit.

Es kommt auf die Züchtung an
Im deutschsprachigen Raum gibt es ein paar Dutzend biologische Züchter:innen, die seit mehreren Jahrzehnten daran arbeiten, anbauwürdige „alte Sorten“ zu bewahren und gleichzeitig neue samenfeste Sorten zu züchten. Für ihre Züchtung verwenden die biologischen Züchter:innen in aller Regel auch „alte Sorten“, um deren gute Eigenschaften mit einzukreuzen. Daher gilt es festzuhalten: „alt“ ist nicht immer gut und „neu“ nicht immer schlecht.
Auf die Herkunft der Züchtung kommt es an. Der Verein bioverita vertritt die wichtigsten biologischen Züchter:innen in Europa, zertifiziert neue samenfeste Sorten aus Bio-Züchtung und kennzeichnet diese mit dem bioverita-Logo. So werden die Sorten in der gesamten Wertschöpfungskette sichtbar: von Saatgut über Jungpflanzen, frisches Gemüse, bis hin zu verarbeiteten Produkten wie Mehl, Brot oder Saft.

Fotos: bioverita